Reichsjugendtag der Arbeiterjugend 1920 in Weimar – „dem Morgenrot entgegen“

Kurzbeschreibung 

Der Reichsjugendtag der Arbeiterbewegung vom 28. bis 30. August 1920 in Weimar erreichte mythische Ausmaße – und entfaltete eine ambivalente Wirkung.

Oberer Teil der Fassadenfront mit dem Schriftzug „Volkshaus“.

Er war das „leuchtende Vorbild, die Hohe Schule der Fest- und Feiergestaltung“[1], „unauslöschliche Erinnerung, ein Besitz für immer“[2], ein „Aufbruch im Geist und Stil der Jugendbewegung“[3], bei dem selbst die Erinnerung daran wie eine „Sage aus einem Märchenland“[4] anmutete. Was so göttlich klingt, war jedoch zunächst ein irdisches Ereignis: der erste Reichsjugendtag der Arbeiterjugend vom 28. bis 30. August 1920 in Weimar. Im Nachhinein erhielt er mythische Geltungskraft: Erst durch ihn habe man sich in einer „innigen Gemeinschaft verbunden“ begriffen, „die aufwärts strebt zu neuem Sein“.[5] Was, in August Bebels Namen, musste sich damals eigentlich zugetragen haben, um solch eine Reminiszenz hervorzurufen?

Der Freitag ist hochsommerlich.[6] Aus „allen Gauen Deutschlands“ sind sie gekommen. Zu Hunderten strömen sie durch die Bahnhofshalle; dort begrüßt sie ein „Empfangskomitee“ mit „Frei heil“ – einem Gruß, den man in den folgenden Tagen noch tausende Mal hören wird. Ihr Ziel: das „Volkshaus“, keine 500 Schritte südwestlich von ihrem Ankunftspunkt gelegen. Der imposante Bau ist eine sozialistische Trutzburg inmitten einer bürgerlichen Stadt, mit der sich die Genossen ursprünglich von der örtlichen Gastronomie emanzipieren wollten und dort inzwischen jährlich 800 Hektoliter Bier vertilgen – weshalb es auch Brauereien waren, die den sozialistischen Bauherren Kredite gewährt haben.[7]

Dort angekommen erhalten die Arbeiterjugendlichen erste Instruktionen, Kost und Logis werden ihnen zugewiesen – alles ist genauestens und bestens organisiert. Derweil erklingt am Treppenaufgang des Gebäudes ein babylonisches Sprachgewirr – die Stuttgarter, Kölner, Breslauer oder Nürnberger – aus damaliger Sicht eine ethnografische Vielfalt sonders gleichen. Überdies ist es die erste Versammlung der Arbeiterjugend, zu der jedes Mitglied kommen darf.[8]

Nun gilt erst mal: „Keine Zeit verlieren!“ Nachdem das spärliche Reisegepäck in den kargen Unterkünften verstaut ist, erkunden die aufgeregten Arbeiterjugendlichen die Stadt, besichtigen die einstigen Wohnstätten Goethes und Schillers, lassen sich vom historischen Flair des Stadtbildes faszinieren. Abends wohnen sie gebannt einer Dia-Vorführung im großen Saal des Volkshauses bei – der Schulrat Professor Scheidemantel referiert über die Stadt und deren kulturelle Bedeutung: Arbeiterbildung par excellence.

1911 hatten dort, im Versammlungssaal, Clara Zetkin und Karl Liebknecht, 1912 Rosa Luxemburg gesprochen.[9] Abends trennt sich die Gemeinschaft – nach Geschlechtern: Die Mädchen beziehen ihre Betten im evangelischen Hospiz, die Jungen werden in leer stehenden Baracken der Armee einquartiert. So meinten die noch immer beschwingten Insassen natürlich schnell und unschwer zu erkennen, wie „in diese Räume des Militarismus der frische Zug der Revolution drang“. Für die meisten war an Nachtruhe aber gar nicht erst zu denken – sie wollten die freien Tage voll auskosten: Überall ließ sich das aufgeregte Tuscheln der vom Abenteuer beseelten Jugendlichen vernehmen.

Sonnabendliches Morgengrauen: Viele, die keine der raren Waschschüsseln mehr ergattern konnten, nehmen kurzerhand ein Bad in der Ilm. „Singend und tanzend“ ziehen sie anschließend durch die Straßen, „als ob sie ihnen gehörten […], der Weg zur Stadt war eine Straße der Weltfreude.“ Es geht zur Vormittagsversammlung ins Volkshaus, dem zentralen Ort des Wochenendes: „Durch die Fenster flutet Sonne.“ Die Begrüßungsfeier soll den Tag einleiten. Rund 2.000 junge Menschen hören einer Hamburger Delegation zu, die ein programmatisches Lied schmettert: „Wir sind jung; die Welt ist offen.“ Und kurz danach erzittert das Gebäude unter dem Refrain eines anderen bedeutungsvollen Stücks jener Tage: „Mit uns zieht die neue Zeit!“ Die Hamburger haben es mitgebracht; es wird sich kurz darauf, vom Weimarer Jugendtag ausgehend, in allen Teilen des Reichs verbreiten. Jemand trägt Goethe vor („Prometheus“). Begrüßungsschreiben werden verlesen, vom Reichspräsidenten Friedrich Ebert, von tschechischen und dänischen Arbeiterjugendlichen. Dann wieder aufbrausender Gesang: „Dem Morgenrot entgegen“. Den Nachmittag erfüllt abermals frohsinniges Tanzen und Singen.

Zusammenkunft am Goethe-Schiller-Denkmal, das mit einem Lorbeerkranz geschmückt wird – es ist Goethes Geburtstag; „trotz zermürbender Arbeit im tosenden Maschinensaal, in Schreibstube und Werkstatt“[10]. Mehrere Redner sprechen. Auch der 19-jährige Magdeburger Erich Ollenhauer, der dann in den 1950er Jahren zweimal vergeblich als Kanzlerkandidat der SPD gegen Konrad Adenauer antreten wird. Jemand liest aus dem Werk Goethes – anschließend „minutenlanges Schweigen. Einige Mädchen haben die Köpfe in die Hand gesenkt. Eine tiefe, weihevolle Stimmung überall. Noch eine Minute; dann steht einer, hat schon die Laute: ‚Freude, schöner Götterfunken!‘, hell klingen die Stimmen auf, jeder gibt, was er kann – dann rücken sie ab.“[11]

Abends Goethe-Feier im Nationaltheater – Hitler wird hier einige Jahre später anlässlich des ersten Reichsparteitages der NSDAP sprechen und mit „alten Kämpfern“ und der „Blutfahne“ die Stadt durchqueren.[12] Aber davon ahnt man hier natürlich noch nichts. Im Ambiente prachtvoller Logen und eines pompösen Saals, „errichtet für eine kleine Schicht Bevorrechteter“, feiert man stattdessen die Vorwegnahme des sozialistischen Sieges über Bürgertum und Aristokratie. Wo bislang sonst nur „Herrschaften“ gastiert haben, lauschen nun – angeblich – 4.000 Arbeiterkinder dem Vortrag eines Museumsdirektors und den Klängen einer Geigerin, die Beethoven spielt – ein Dramaturg bietet Monologe aus dem „Urfaust“ dar. Irgendwie dürften sich die meisten von ihnen jetzt schon, im mitreißenden „Strom beglückenden Kraftgefühls aus dem unmittelbaren Erleben“, des „Übergang[s] von der Jugendpflege zur Jugendbewegung“ bewusst geworden sein, sehen von nun an erwartungsvoll dem „Aufstieg zu edelstem Menschentum“ entgegen.

Nach dem besinnlichen Genuss der Violinenklänge, Goethe’schen Liebesgedichten und dem Faust-Monolog beginnt ein nächtlicher Fackelzug durch Weimars Gassen („der Flammenjubel“, „rotes Leuchten in der Nacht“). „Mädel mit lachenden, blitzenden Augen“ und „Jungen, Knaben fast noch mit weichen, kindlichen Zügen, und blühende, sehnigstarke Jünglinge“ sind es, kraftvoll erklingt aus ihren Kehlen: „Wir sind die junge Garde des Proletariats.“

„Jauchzend und klingend“, so erzählt es die offizielle Chronologie dieses Tages, „schreitet Deutschlands Proletarierjugend durch Weimars Straßen“. Einige denken: „Ohne Goethe und seine Zeit wäre der heutige Tag nicht möglich.“ Abschließend eskortieren die Jungen die Mädchen zu deren gesondertem Quartier im Park. Aber selbstverständlich denken auch jetzt nur die Wenigsten an Schlaf: „Im Kreise standen und lagen wir, während gesungen, musiziert und rezitiert wurde.“ Hier und da tobt eine „Redeschlacht“. Selbst zur Mitternachtsstunde sitzen sie „im trüben Schein der Petroleumlampe auf unsern Betten“, wo sie sich „die Fülle des Erlebten vom Herzen“ erzählen. Damit teilen viele von ihnen wohl die Jugendherbergs- und Zeltfreizeiterinnerung eines jeden Heranwachsenden: „Am schönsten waren die Abendstunden.“ Und „mancher Händedruck hat in nachtschlafender Zeit Freundschaften fürs Leben besiegelt.“ Alkohol und Tabak sind hingegen tabu – sie verstoßen gegen die Gebote der neusozialistischen Lebensweise, der die Jugendlichen anhängen.

Der Sonntag bricht an. Frühmorgendliche Spiele und Tänze im Park. Oha: Der Kranz, den man am Vortag in so feierlicher Runde den Dichterfürsten angelegt hatte, ist verschwunden. Eiligst wird ein neuer beschafft: „Das Strafgericht gegen die Kranzräuber beginnt.“ Man bedient sich symbolisch mittelalterlicher Rohheit – ein Hakenkreuz wird, mitten auf der Straße, dem Scheiterhaufen übergeben. Die Lokalpresse rügt diesen Vorgang später als vandalistische Tat, da das Abfackeln des feindlichen Symbols ein Loch in der Straße hinterließ. Die Arbeiterjugendlichen aber jubeln: „Der Sieg bleibt doch dem Banner rot!“

Der weitere Tagesverlauf vertieft die bisherigen Eindrücke: „jede Stunde brachte neue Erlebnisse, jede Stunde eine Steigerung“. Nun geht es in den Tiefurter Park. Dort finden muntere Spiele und Reigentänze statt („beseelte Leibesübungen“) – sporadisch treten Teilnehmer hervor, die ein Gedicht deklamieren. Unweit davon, in einem „stillen grünen Winkel“ lauschen einige den Worten des Arbeiterdichters Karl Bröger. „In Sang, Tanz und Spiel schäumte jugendliche Lebensfreude über und wurde allen Teilnehmern zu tiefem Erlebnis jugendlicher Gemeinschaftlichkeit.“[13]

Abends, zum Abschied, neuerliches Treffen im Nationaltheater: Sollmann, Bröger und Schult tragen vor. Die Arbeiterjugend wird auf ihre Aufgabe im Alltag eingeschworen. Das wollen sie hören: dass ihnen eine wichtige Rolle bei der Niederkunft des Sozialismus beschieden sei: Als „revolutionäre Jugend einer revolutionären Zeit“, gibt ihnen Wilhelm Sollmann mit auf den Weg, seien sie die Avantgarde der deutschen „Arbeiterklasse“, die wiederum „die Regierungsgewalt jederzeit übernehmen“ könne. Karl Bröger appelliert an ihren „Mut zum Unmöglichen“, den die „vollkommen aufgelöste Welt“ derzeit brauche, und fordert sie zusammen mit Johannes Schult auf, die zukünftige sozialistische Gesellschaft in einer „Gemeinschaft“ bereits in der Gegenwart vorzuleben und in der gesamten Arbeiterschaft zu verbreiten. Allesamt dürfen sie nun erfüllt sein von „starker Hoffnung auf das neue Kulturwerden aus der Jugend“ – so kurz nach dem ernüchternden Krieg bietet sich ihnen nun also endlich eine optimistische Perspektive.

Der Montag ist weniger euphorisch. Abends findet die eigentliche Abschiedsfeier im Volkshaus statt. Doch da haben viele aus der großen Teilnehmerschar schon längst die Heimreise angetreten. Die Verbliebenen lassen sich den Spaß jedoch nicht nehmen: Spontan beginnen „Fiedelmänner“ zu spielen, die Stühle werden beiseite geräumt und im Saal setzt ein ekstatisches Hüpfen, Springen und Tanzen ein: „Das ist ein Hingeben in Melodie und Rhythmus, ein Federn sehniger Körper. Ein Wiegen und Schweben feiner Mädchengestalten. […] Eine einzige große Kameradschaft.“ Max Westphal hält in einer Rede noch einmal den Zauber der letzten Tage fest: Ein „herrlicher Geist ist von Weimar in uns alle hineingeströmt.“ Der Arbeiterjugendtag in Weimar ist zu Ende.

Reichsjugendtag der Arbeiterjugend 1920: eine neue Generation

Aber warum eigentlich Weimar? Der Tagungsort war keineswegs zufällig gewählt, sondern symbolisch und pragmatisch zugleich. Die bildungsbeflissenen Arbeiterjugendlichen konnten dort ein kulturelles Bekenntnis ablegen[14] – in der Stadt, in welcher Lucas Cranach d.Ä. gearbeitet, Franz Liszt als Hofkappellmeister dirigiert, Johann Sebastian Bach seine kreative Blütezeit erlebt und natürlich auch die Literaturtitanen Goethe und Schiller gelebt, geliebt, gelitten hatten.[15] Außerdem war Weimar sinnbildlicher Ausdruck mehrfachen Aufbruchs: Erst kurz zuvor hatte dort Friedrich Ebert den „Geist von Weimar“[16] beschworen und die Nationalversammlung den Schauplatz der demokratischen Republikgründung geboten; spätestens das von Walter Gropius begründete „Bauhaus“ machte die Stadt zu einem Ort, an dem Neues, von Altem inspiriert, entstand.[17]

Und Weimar war eine bürgerliche Stadt mit monarchischer Tradition, die Arbeiterschaft dort eine kleine Minderheit, die „Waggonbude“ mit 250 bis 300 Beschäftigten der größte Industriebetrieb.[18] Genau dort aber konnten die frechen Arbeiterjugendlichen mit der vorübergehenden Inbesitznahme von Raum eine proletarische Invasion inszenieren – worin ja ganz allgemein eine Funktion von Festen, jedoch speziell von Arbeiterfesten bestand.[19] Aber nicht zuletzt lag Weimar schlichtweg zentral, sodass die aus allen Himmelsrichtungen anreisenden Teilnehmer die Stadt gut erreichen konnten.

Vor allem aber war die Tagung Ausdruck eines neuen Selbstverständnisses der Arbeiterjugend. Dem pädagogischen Mainstream gleich,[20] hielten auch die meisten SPD-Funktionäre an der Überzeugung fest, dass die Politik den Erwachsenen vorbehalten sei. Doch die Arbeiterjugend war inzwischen selbstbewusster geworden, wollte sich nicht mehr in gleichem Maße wie früher der Parteidisziplin beugen, verlangte nach einer eigenständigen Organisation und beharrte auf dem Recht auf eigene programmatische Positionen.[21] Dieses Emanzipationsstreben hatte im Wesentlichen vier Ursachen: Erstens handelte es sich zu Beginn der 1920er Jahre um eine Jugendkohorte, die mit der kriegsbedingten Abwesenheit Älterer und in einer Kultur des Mangels aufgewachsen war. Diese entbehrungsreichen Umstände hatten den Jugendlichen reichlich Improvisationsgeschick abverlangt und sie zu eigenverantwortlicher Organisationsarbeit angehalten.[22]

Zweitens hatte sich in den Augen eines Großteils der Jugend das Alte, Bestehende durch den Krieg mannigfaltig diskreditiert. Vieles galt fortan als Repräsentation eines schleunigst zu überwindenden Zustands. Stellvertretend für die bisherige Ordnung hatte die militärische Führung nach den vergeblichen Offensiven des letzten Kriegsjahres 1918 die letzten Vertrauensreserven aufgebraucht.[23] Noch während des Kriegs war der Gedanke gereift, dass die Erwachsenen, als Verantwortliche für das sinnlose Schlachten, jedwedes Recht auf Gestaltung der Gesellschaft verwirkt hätten, wohingegen die jugendlichen Kriegsteilnehmer und Daheimgebliebenen eine besondere Berechtigung zur eigenmächtigen Neuordnung besäßen.[24]

Insbesondere unter den Arbeiterjugendlichen war die Ansicht verbreitet, dass die SPD seit August Bebel keine entschlossene und mitreißende Führungsfigur mehr hervorgebracht habe; und infolge der 1918/19 ausgebliebenen Revolution verfestigte sich dieser Eindruck von einer unentschlossenen und allzu kompromissbereiten Parteiführung sowie einem von Bürokraten durchsetzten und infolgedessen behäbigen Parteiapparat.[25]

Drittens erwuchs daraus unter den Jugendlichen ein fundamentales Bedürfnis nach Neuem. Die Älteren von ihnen, die in den 1890er Jahren das Licht der Welt erblickt hatten, waren vom Erlebnis der Schützengräben, Stahlgewitter und des Massensterbens an der Front geprägt, was in ihnen ein „emphatisches Bedürfnis nach Entlastung vom seelischen Druck der vorangegangen Jahre“, den „Drang nach geistiger Orientierung im Gestrüpp der verwirrenden Ereignisse und die Hoffnung auf das ‚ganz Neue‘, ‚Befreiende‘ und ‚Menschlichere‘ in den Sozialbeziehungen einer künftigen ‚besseren‘ Gesellschaft“ aufkommen ließ.[26]

Man muss es sich noch einmal vergegenwärtigen: Einige der Arbeiterjugendlichen mochten im Krieg zu jenen „stöhnenden, schwitzenden, todfahlen Menschen, die nach Luft röchelten, in dem dicken Geruch von Exkrementen und Jodoform“, gehört haben; oder zu jenen, die gesehen hatten, wie „ein kleines Stück Blei in einer tausendstel Sekunde das Leben mit all seinen Erinnerungen und Ekstasen herausfetzen kann“;[27] die das allgegenwärtige „Konglomerat aus Feuerregen und Dreck, Tod und Davonkommen“[28] verinnerlicht hatten; die das „Meckern der Maschinengewehre, das Winseln und langsame Herankeuchen der schweren Flatterminen“ gehört hatten;[29] die – kurzum – im Morast gelegen, verwesende Kadaver gerochen und mit mechanischer Präzision „schwere Blutarbeit“[30] verrichtet hatten.

Aber nicht nur die „Schützengrabenmenschen“[31], auch die jüngeren, daheimgebliebenen Jugendlichen hatten mit der Allgegenwart von Tod, Kriegsversehrtheit und knurrendem Magen an der „Heimatfront“ eine Zeit verlebt, die ohne den Krieg weitaus unbeschwerter und sorgloser verlaufen wäre.[32] Der „Todesweg des Krieges“[33] beflügelte jedenfalls das Verlangen nach einem radikalen Neubeginn, den Glauben an „den schöpferischen Menschen“[34]. Und das vertrug sich keineswegs mit dem überkommenen Organisationsverständnis innerhalb der SPD, demzufolge die Jugend sich passiv in die Strukturen einfügen und den Parolen ihrer Führer lauschen sollte.

Und schließlich unterschieden sich auch die Organisationspraktiken von Arbeiterjugendlichen und übrigen Sozialdemokraten stark.[35] Erstere grenzten sich über alternative Kleidungsstile und Frisuren ab, trugen wallendes Haar – die Mädchen Ohrenschnecken –, mieden lange Hosen und steife Kragen, trugen stattdessen „Jesuslatschen“, Schillerkragen, Wanderkutten und Sackkleider. Außerdem begriffen sie die Sozialdemokratie stärker als Bewegung denn Partei.

Reichsjugendtag der Arbeiterjugend 1920: zerstobene Träume

Was sich 1920 in Weimar abspielte, passte ganz einfach zum Zeitgeist und Selbstverständnis der Arbeiterjugendlichen jener Zeit. Damals, im Anfangsstadium elektronischer Massenmedien, waren die Menschen im Allgemeinen auf der „Suche nach einer gemeinsamen Gegenwart“[36], die Arbeiterjugendlichen im Besonderen auf der Suche nach einer sozialistischen Gemeinschaftlichkeit, die sie dort in den geselligen und beschwingten Tagen fanden.[37] Vor allem erfreuten sie sich an dem Gedanken vom „neuen Menschen“, den sie selbst verkörpern wollten: „Wir wollen neue Menschen, wahre Sozialisten werden … Dann aber wollen wir die Partei mit unserem Geiste beleben, ihr neues Blut, neue Lebenskraft zuführen. Wir wollen, dass sie die Partei der Zukunft werde.“[38] Das war ihre Parole, ihr Lebensgefühl, ihre Mission: die Arbeiterjugend als die „Trägerin der neuen Welt“, die „Gestalterin der Zukunft“, die „Verkünderin jenes reinen geheiligten Menschentums“, das Goethe „einst gelehrt hat“.[39] Dieses zeitgenössische Gefühl manifestierte sich auch in anderen Bereichen, bspw. in kubistischen Objekten oder expressionistischen Malereien.[40]

In Weimar zelebrierten die jungen Arbeiter eine Bewegung, die Altes zurückließ und den Aufbruch in eine verheißungsvolle Zukunft wagte: Die Straßen säumten „Menschen, gebückt und finster“, die „unter der Not unserer Zeit tief seufzten“ und „noch in die Vergangenheit des Grauens“ schauten; indessen die Arbeiterjugend: Sie „schritt hindurch, kam auch aus dieser finstern Vergangenheit, war Gegenwart und trug ihr Haupt stolz, ging straff einher und schaute zum Licht auf“.[41] Sie – „junge, lebensmutige Menschen“ – gingen „auf leichten Sohlen und lassen alles hinter sich; alles Dunkel, alle Hoffnungslosigkeit. Schreiten im Jubel einem Neuen, Großen entgegen, das ihr junges Herz ersehnte, in bangen Tagen.“[42] Sie wollen, „überflutet von neuem Glück“ und in „Freude und Mut“, das „neue Deutschland der jungfrohen Augen, der lebensmutigen Herzen“ vor Augen, eine „helle Gegenwart gestalten“ und singen: „O du schöne, weite Welt!“.[43]

Aber der Weimarer Jugendtag war nicht nur ein formidabler Ausdruck der jugendlichen Gemütslage ; er war auch Ausgangspunkt einer gewaltigen organisatorischen Expansion der Sozialistischen Arbeiter-Jugend (SAJ). Ein Jahr später hatte sich deren Mitgliederzahl von 40.000 auf 75.000 nahezu verdoppelt, mit der Arbeiter-Jugend war ein eigenes Verbandsorgan entstanden, ebenso wie es einen eigenen Verlag gab, der rund 220.000 Bücher verkaufte – 1923 überschritt der Mitgliederbestand dann gar die magische Schwelle von 100.000.[44] Überall im Reich schossen Ortsvereine aus dem Boden und das in Weimar angestimmte „Wann wir schreiten Seit’ an Seit’“ wurde in ganz Deutschland zur Hymne der Arbeiterjugendlichen – selbst wenn sie gar nicht in Weimar dabei gewesen waren.

In dieser Hinsicht trog die Euphorie also nicht, demnach eine „neue Ära begonnen“[45] habe: „Über alle Orte, wo es Arbeiterjugend gab, war etwas von Weimar gekommen.“[46] Und insofern erfüllten die Weimar-Tage eine typische Funktion von Festen:[47] Die dabei gesprochenen Worte verpflichten zu Taten, stellen Verbindlichkeit her. Außerdem begründen Feste Gemeinschaften, indem sie ebendiese öffentlich hervortreten lassen und damit ins Bewusstsein rufen.

Nicht zuletzt stand der Arbeiterjugendtag aber auch in heftigem Gegensatz zur Normalität – auch das ist im Übrigen eine weitere zentrale Funktion von Festen.[48] Als eskapistisches Ereignis entlasten sie vom entbehrungsreichen Alltag und setzen vorübergehend soziale und moralische Grenzen der Gesellschaft außer Kraft. Denn die Arbeiterjugendlichen der frühen 1920er Jahre hatten kein leichtes Los. Die Wohnverhältnisse einer typischen Weimarer Arbeiterfamilie waren beengt, dunkel, freudlos und erlaubten so gut wie keine Entfaltung – schließlich schliefen die Kinder oft genug zu mehreren im selben Bett oder im selben Zimmer wie die Eltern.[49] Noch härter waren allerdings die Arbeitsbedingungen: Im Alter von 14 Jahren erfolgte der Start ins unbarmherzige Erwerbsleben der von mehreren Wirtschaftskrisen immer wieder erschütterten Weimarer Republik, meist mit einer täglichen Arbeitszeit von elf Stunden, dem Drill des Meisters und spärlicher Freizeit.[50]

Und zugleich lag darin auch ein symptomatisches Problem des Weimarer Events. Das Ereignis stand in keinem Verhältnis zur gesellschaftlichen und politischen Realität – der Armut, dem Rechtsextremismus, dem beschwerlichen Fabrikalltag, den politischen Krisen –, ließ sich in seiner Intensität und Bedeutung also schwerlich jemals übertreffen und infolgedessen die Gegenwart stets als schlecht und unzureichend erscheinen. Vielmehr war es ein träumerischer Vorgriff auf einen fernen Idealzustand; einen Augenblick lang kosteten die Teilnehmer im Diesseits von der romantischen Utopie, die ihnen vorschwebte, gewannen sie ein beschwingendes Gefühl von einer erstrebenswerten Zukunft, durch das ihnen ihre Gegenwart freilich umso bedrückender vorkommen musste. Und es sollte dann ja auch nicht gut ausgehen.

Im Verlauf der 1920er Jahre wandelte sich die Arbeiterjugend organisationskulturell und radikalisierte sich politisch. In den Jahren 1925 bis 1927 reiften neue Jahrgänge heran, die andere Lieder sangen, andere Bücher lasen und auch nicht mehr tanzten, sondern sich in rhythmischer Gymnastik ergingen. Sie intonierten nicht mehr das sozialromantische „Wann wir schreiten Seit’ an Seit’“, sondern deutlich martialischer das Lied der „roten Flieger“ oder die „Internationale“. Klassenkämpferischer Sprechchor trat an die Stelle schwärmerischer Lieder, Trommeln ersetzten die Klampfen, Flaggenappelle und Manöverspiele den Ringelpiez.[51] Neue Slogans prangten auf den Bannern der Demonstrationszüge: „Republik, das ist nicht viel, Sozialismus heißt das Ziel“. Viele wollten die schwarz-rot-goldene Fahne mit den Farben der Republik nicht mehr mitnehmen, sondern alleinig die rote Flagge hissen. Etliche der jungen Arbeiter, die 1920 das Weimar der Arbeiterjugend leibhaftig miterlebt hatten, waren für ihre jüngeren Geschwister nunmehr die „Latscher“ des „Weimargeistes“.[52] Ein zunehmend militanterer Geist kam auf. Teile der Arbeiterjugend radikalisierten die Skepsis gegenüber der Republik zur Idee eines gewaltsamen Umsturzes.

Denn all die Versprechen, die der Weimarer Jugendtag gegeben hatte, all die Verheißungen der sozialistischen Propheten, die in jenen Tagen utopische Szenarien, ideologische Luftschlösser, gezeichnet hatten, hatten sich als Illusion entpuppt – auch das ein zeittypisches Phänomen: die „revolutionäre Hoffnung und [ihr] völlige[r] Mangel an Wirklichkeitssinn“[53].

Am Ende der 1920er Jahre ließen sich stattdessen die „Unfähigkeit zur Neugestaltung irgendwelcher Art“ und „Mangelhaftigkeit unseres sozialen Seins“ beanstanden,[54] nicht aber das „Vaterland unserer Kraft“[55] oder der „neue Mensch“ begrüßen. Unter dem Eindruck des Einmarschs der Reichswehr in Sachsen und Thüringen im Herbst 1923, dem blutrünstigen Treiben einer mit Kavallerie, Minenwerfer, Maschinengewehr und Karabiner wütenden Soldateska, waren die mitteldeutschen Jungsozialisten zu entschiedenen Gegnern einer politischen Zusammenarbeit mit den nichtsozialistischen Parteien geworden.[56] Die Jugendlichen gewärtigten nunmehr einen Staat, der auf Hungernde die Pistole richtete, ihnen keine Perspektive bot, sie letztlich zu einer blockierten, überflüssigen Generation machte.[57]

Es folgten Machtergreifung, Diktatur, Krieg. Wo einst im Sommer 1920 die Arbeiterjugendlichen aus den Zügen stiegen, waren es bald Häftlinge, die auf dem nahegelegenen Ettersberg im KZ Buchenwald gemartert wurden. Das Volkshaus wurde zum „Horst-Wessel-Haus“, dann zur Ruine. Aber viele Sozialdemokraten, darunter einstige Mitglieder der Arbeiterjugend, „nahmen den Geist von Weimar mit in das Fabelreich der inneren Emigration“[58].

Dabei war der Mythos nicht nur von Vorteil: Er weckte schwer erfüllbare Träume und überstrahlte die innere Zerrissenheit der Arbeiterjugend, die sich ganz besonders stark an den in zwei Gruppen gespaltenen Weimarer Jungsozialisten zeigte.[59] In den 1940er und 1950er Jahren fanden sich die arbeiterjugendlichen Weimar-Veteranen schließlich als gealterte und geläuterte Sozialdemokraten erneut zu kontroversen Theoriedebatten zusammen.[60] Doch hatten sie ihre Lehre aus der nationalsozialistischen Regimeerfahrung gezogen. Nun bauten sie gemeinsam die Nachkriegs-SPD auf. Und jener Erich Ollenhauer, der in den 1920er Jahren an der Spitze der Sozialistischen Arbeiter-Jugend gestanden hatte, amtierte von 1952 bis zu seinem Tod 1963 als Parteivorsitzender.

Eine kürzere Fassung dieses Textes ist erschienen in: Franz Walter/Felix Butzlaff (Hrsg.): Mythen, Ikonen, Märtyrer. Sozialdemokratische Geschichten, vorwärts Verlag: Berlin 2013, S. 96–104.

Anmerkungen

[1] Schult, Johannes: Aufbruch einer Jugend. Der Weg der deutschen Arbeiterjugendbewegung, Bonn 1956, S. 143.

[2] Korn, K.: Einst und jetzt, in: Müller, Emil Reinhard (Bearb.): Das Weimar der arbeitenden Jugend. Niederschriften und Bilder vom ersten Reichsjugendtag der Arbeiterjugend vom 28. bis 30. August 1920 in Weimar, Berlin 1923, S. 10-13, hier S. 10.

[3] Rathmann, August: Ein Arbeiterleben. Erinnerungen an Weimar und danach, Wuppertal 1983, S. 43.

[4] Müller 1923, S. 105.

[5] Hauptvorstand der Arbeiterjugend-Vereine Deutschlands (Hrsg.)/Ollenhauer, Erich (Bearb.): Von Weimar bis Bielefeld. Ein Jahr Arbeiterjugendbewegung, Berlin 1921, S. 4.

[6] Folgende Darstellung und sämtliche Zitate des folgenden Abschnitts sind entnommen aus: Müller 1923.

[7] Festkomitee anläßlich der 50-Jahrfeier des Weimarer Volkshauses/Klubhaus „Michael Niederkirchner“ unter Vorsitz des Kreisausschusses des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes in Weimar (Hrsg.): 50 Jahre Haus der Werktätigen Weimars, Weimar 1958, S. 7-12.

[8] Schult 1956, S. 131.

[9] Vgl. Günther, Gitta: Gedenkstätten der Arbeiterbewegung in Weimar, Weimar 1977, S. 8.

[10] Müller 1923, S. 7.

[11] Müller 1923, S. 96.

[12] Vgl. dazu Kirsten, Holm: „Weimar im Banne des Führers“. Die Besuche Adolf Hitlers 1925-1940, Köln/Weimar/Wien 2001, S. 59-63.

[13] Lepinski, Franz: Die jungsozialistische Bewegung, ihre Geschichte und ihre Aufgaben, Berlin 1930, S. 13.

[14] Vgl. Schult 1956, S. 132.

[15] Vgl. dazu Merseburger, Peter: Mythos Weimar. Zwischen Geist und Macht, München 2000.

[16] Ebert zitiert nach Merseburger 2000, S. 285.

[17] Vgl. Craig, Gordon A.: Deutsche Geschichte 1866-1945. Vom Norddeutschen Bund bis zum Ende des Dritten Reiches, München 1999, S. 510 f.

[18] Vgl. Dok. 260, in: Pfotenhauer, Otto (Bearb.): Dokumente und Materialien zur Geschichte der Arbeiterbewegung in Weimar. Fünfte Folge 1921 bis 1923, Weimar 1977, S. 35.

[19] „Im Vollzug von Festen werden Räume nicht nur geschmückt, sondern auch in Besitz genommen.“ Maurer, Michael: Prolegomena zu einer Theorie des Festes, in: ders. (Hrsg.): Das Fest. Beiträge zu seiner Theorie und Systematik, Köln/Weimar/Wien 2004, S. 19-54, hier S. 53; vgl. auch Flemming, Jens: Der 1. Mai und die deutsche Arbeiterbewegung. Politische Demonstrationen und sozialistische Festtagskultur, in: Schultz, Uwe (Hrsg.): Das Fest. Eine Kulturgeschichte von der Antike bis zur Gegenwart, München 1988, S. 341-351, hier S. 346 f.

[20] Vgl. Stambolis, Barbara: Der Mythos der jungen Generation. Ein Beitrag zur politischen Kultur der Weimarer Republik, Dissertationsschrift, Bochum 1982, S. 41 ff.

[21] Siehe Müller 1923, S. 68; vgl. Stambolis 1982, S. 107-112

[22] Vgl. Flemming, Jens/Saul, Klaus/Witt, Peter-Christian: Lebenswelten im Ausnahmezustand. Die Deutschen, der Alltag und der Krieg, 1914-1918, Frankfurt am Main 2011, S. 21-24; Walter, Franz: »Republik, das ist nicht viel«. Partei und Jugend in der Krise des Weimarer Sozialismus, Bielefeld 2011, S. 17 f.

[23] Vgl. Neitzel, Sönke: Weltkrieg und Revolution. 1914-1918/19, Berlin-Brandenburg 2008, S. 147 f.

[24] Vgl. Fiedler, Gudrun: Jugend im Krieg. Bürgerliche Jugendbewegung, Erster Weltkrieg und sozialer Wandel. 1914-1923, Köln 1989, S. 143-146 u. S. 184 f.; Schröder, Peter: Die Leitbegriffe der deutschen Jugendbewegung in der Weimarer Republik. Eine ideengeschichtliche Studie, Münster 1996, S. 83-91.

[25] Vgl. Stambolis 1982, S. 152 ff.; Walter, Franz: Jungsozialisten in der Weimarer Republik. Zwischen sozialistischer Lebensform und revolutionärer Kaderpolitik, Kassel 1983, S. 25.

[26] Walter 2011, S. 19.

[27] Zweig, Stefan: Die Welt von gestern. Erinnerungen eines Europäers, Stockholm 1942, S. 286 u. S. 288.

[28] Schmid, Carlo: Erinnerungen, Bern/München/Wien 1979, S. 65.

[29] Zuckmayer, Carl: Als wär’s ein Stück von mir. Horen der Freundschaft, Frankfurt am Main 1996 [1966], S. 277.

[30] Zitiert nach Böhm, Thomas: The Great Fuck-Up. Gewalterfahrungen der britischen Soldaten in der Schlacht an der Somme 1916, Berlin 2009, S. 115; vgl. auch Ferro, Marc: Der Große Krieg. 1914-1918, Frankfurt am Main 1988, S. 156-176; Eksteins, Modris: Tanz über Gräben. Die Geburt der Moderne und der Erste Weltkrieg, Reinbek bei Hamburg 1990, S. 213-234.

[31] Mannhardt, Johann Wilhelm: Schützengrabenmenschen, Hamburg 1919, S. 21.

[32] Vgl. Alexan, Friedrich: Im Schuetzengraben der Heimat. Geschichte einer Generation, Paris 1937, S. 59; Salewski, Michael: Der Erste Weltkrieg, Paderborn u.a. 2003, S. 173-184 u. S. 355 f.

[33] Tillich, Paul: Die religiöse Deutung der Gegenwart. Schriften zur Zeitkritik. Gesammelte Werke Band X (hrsg. v. Renate Albrecht), Stuttgart 1968, S. 114.

[34] Dehn, Günther: Proletarische Jugend. Lebensgestaltung und Gedankenwelt der großstädtischen Proletarierjugend, Berlin 1929, S. 58.

[35] Vgl. hier und folgend Walter 2011, S. 21 ff.; Stambolis 1982, S. 161.

[36] Geyer, Martin H.: „Die Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen“. Zeitsemantik und die Suche nach Gegenwart in der Weimarer Republik, in: Hardtwig, Wolfgang (Hrsg.): Ordnungen in der Krise. Zur politischen Kulturgeschichte Deutschlands 1900-1933, München 2007, S. 165-187, hier S. 186.

[37] Vgl. Walter 2011, S. 26.

[38] So die Erklärung eines Ausschusses zitiert nach Lepinski 1927, S. 13

[39] Müller 1923, S. 40; vgl. auch Trommler, Frank: Mission ohne Ziel. Über den Kult der Jugend im modernen Deutschland, in: Koebner, Thomas/Janz, Rolf-Peters/ders. (Hrsg.): »Mit uns zieht die neue Zeit«. Der Mythos Jugend, Frankfurt am Main 1985, S. 14-49, hier S. 39-43.

[40] Vgl. Gay, Peter: Die Republik der Außenseiter. Geist und Kultur in der Weimarer Zeit: 1918-1933, Frankfurt am Main 1970, S. 145 u. S. 151.

[41] Müller 1923, S. 5.

[42] Müller 1923, S. 6.

[43] Müller 1923, S. 6.

[44] Vgl. Müller 1923, S. 104 u. S. 108.

[45] Franzel, Emil: Gegen den Wind der Zeit. Erinnerungen eines Unbequemen, München 1983, S. 70.

[46] Müller 1923, S. 104; vgl. auch Schult 1956, S. 135 f.

[47] Vgl. hierzu Maurer, Michael: Feste zwischen Memoria und Exzess. Kulturwissenschaftliche und psychoanalytische Ansätze einer Theorie des Festes, in: ders. (Hrsg.): Das Fest. Beiträge zu seiner Theorie und Systematik, Köln/Weimar/Wien 2004, S. 115-134, S. 131; Maurer, Michael: Festkulturen im Vergleich. Inszenierungen des Religiösen und Politischen, in: ders. (Hrsg.): Festkulturen im Vergleich. Inszenierungen des Religiösen und Politischen, Köln/Weimar/Wien 2010, S. 9-12.

[48] Vgl. Deile, Lars: Feste – eine Definition, in: Maurer, Michael (Hrsg.): Das Fest. Beiträge zu seiner Theorie und Systematik, Köln/Weimar/Wien 2004, S. 1-17; Marquard, Odo: Kleine Philosophie des Festes, in: Schultz, Uwe (Hrsg.): Das Fest. Eine Kulturgeschichte von der Antike bis zur Gegenwart, München 1988, S. 413-420.

[49] Vgl. Rosenbaum, Heidi: Proletarische Familien. Arbeiterfamilien und Arbeiterväter im frühen 20. Jahrhundert zwischen traditioneller, sozialdemokratischer und kleinbürgerlicher Orientierung, Frankfurt am Main 1992, 173 f.

[50] Vgl. dazu Peukert, Detlev J. K.: Jugend zwischen Krieg und Krise. Lebenswelten von Arbeiterjungen in der Weimarer Republik, Köln 1987, S. 112-116.

[51] Vgl. hier und folgend Walter, Franz: Nationale Romantik und revolutionärer Mythos. Politik und Lebensweisen im frühen Weimarer Jungsozialismus, Berlin 1986, S. 181-187; Walter 2011, S. 168-178.

[52] Vgl. Walter 2011, S. 155 ff (zitiert nach S. 157).

[53] Gilbert, Felix: Lehrjahre im alten Europa. Erinnerungen 1905-1945, Berlin 1989, S. 52.

[54] Jung, Edgar J.: Die Herrschaft der Minderwertigen, ihr Zerfall und ihre Ablösung durch ein Neues Reich, Berlin 1930, S. 7.

[55] Unruh, Fritz v.: Vaterland und Freiheit. Eine Ansprache an die deutsche Jugend, Berlin u.a. 1923, S. 6.

[56] Vgl. Walter 1986, S. 52-55.

[57] Vgl. Peukert 1987, S. 38; Kracauer, Siegfried: Über die deutsche Jugend, in: ders.: Werke, Bd. 5.4: Essays, Feuilletons, Rezensionen. 1932-1965, hrsg. von Inka Mülder-Bach, Berlin 2011 [1933], 456-467, hier S. 458; Weber, Petra: Gescheiterte Sozialpartnerschaft – Gefährdete Republik? Industrielle Beziehungen, Arbeitskämpfe und der Sozialstaat. Deutschland und Frankreich im Vergleich (1918-1933/39), München 2010, S. 587 ff.

[58] Gay 1970, S. 189.

[59] Vgl. dazu Walter 1983, S. 32-59.

[60] Vgl. Walter 2011, S. 365 f.